Page 13 - AKTUELLE AUSGABE KEMPENKOMPAKT
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KK AKTUELL


       DER GUTE TON VON OBEN




       Das Buch KEMPEN ANDERS SEHEN bietet ungewöhnliche Perspektiven.



           ür das Buchprojekt KEMPEN ANDERS SEHEN sind Dr.
           Ina Germes-Dohmen und Axel Küppers der Altstadt aufs
      FDach  gestiegen.  Will  sagen:  Die  Expertin  und  der  Autor
       des Anfang 2025 in der Thomas Buchhandlung herausgegebe-
       nen Werks haben den Fokus auf die Dächer von Kempens Kern
       gerichtet. Damit ist dieser zweite von insgesamt elf Spaziergängen
       unter besonderem Blickwinkel etwas Besonderes. „Ich bin beein-
       druckt, wie differenziert und spannend das Duo Germes-Dohmen/
       Küppers die Altstadt-Dachlandschaft in unserem Buch beschrieben
       hat“, sagt Herausgeber Dirk Lewejo-hann.
       Ina Germes Dohmen ist nicht nur Kempenerin und Intimken-
       nerin der Altstadt, sondern auch promovierte Geschichtswissen-
       schaftlerin. Als Autorin des Werks „Geschichte der Westdeutschen
       Dachziegel-  und  Röhrenindustrie  1885-1935“  hat  die  63-Jährige
       den geschulten Blick für Ziegel und andere Schutzmaterialien wie
       Schiefer, Beton oder Holz.                               Der Titel KEMPEN ANDERS SEHEN
       Bei ihren himmelsgewandten Recherchen ist Ina Germes-Dohmen   ist Programm
       auf manche Kuriosität gestoßen. So gibt es an der Peterstraße 5 mit
       Haus Schmitz ein Denkmal aus dem 17. Jahrhundert, das oben ein   Autor Axel Küppers hat Kempener Persönlichkeiten
       Harlekin-Gewand trägt: gen Osten ist das Satteldach schwarzgrau   in der ersten Jahreshälfte 2024 zu elf Spaziergängen
       geziegelt, gen Westen hin dagegen rot. „Ein absolutes Alleinstel-  durch die Altstadt eingeladen. Jeder von ihnen ist
       lungs-merkmal“, sagt die Spezialistin. Warum das so ist? „Vermut-  Spezialist auf einem Gebiet, das für Kempens Kern   13
       lich ist der schwarze Ziegel älter und musste später auf einer Seite   eine Rolle spielt und den einzigartigen Charme der
       erneuert werden.“                                        Altstadt ausmacht: Brauchtum, Architektur, Ge-
       Nicht zu toppen, so die Erkenntnis aus unzähligen Altstadt-Streif-  schichte, Natur, Kunst, Religion, Aufenthaltsqualität,
       zügen, ist jedenfalls der Hohlziegel, der sowohl Haus Schmitz   Quartiersentwicklung und Behinderten- wie Kinder-
       schmückt, es sich aber auch auf der Burg gemütlich gemacht hat.   freundlichkeit sind dabei Themenfelder, die eingeflos-
       „Der Edle vom Dach“, schickt Ina Germes-Dohmen von der Tho-  sen sind.
       mas Buchhandlung aus einen anerkennenden Blick hoch in Rich-  • Das Buch KEMPEN ANDERS SEHEN wird in der
       tung Burgzinnen. Der Ziegel ist s-förmig geschwungen, wodurch   Thomas Buchhandlung und bei Schreibwaren
       die Pfannen ineinander gleiten und sich für Dachdecker ohne An-  Beckers  für 18,90 € verkauft. Das Werk hat
       hebung verschieben lassen. „Wie ein leicht gekräuseltes Meer“, er-  200 Seiten im Format 170 x 240 mm. He-
       läutert die Vorsitzende des Kempener Geschichts- und Museums-  rausgeber ist die Thomas Buchhand-
       vereins dem Himmelsgucker die leichte Wellenbewegung, die die   lung, Autor der Journalist
       klassische Hohlpfanne beschreibt. Keine Frage, diese bereits in der   Axel Küppers, lay-
       römischen Antike bekannte Ziegelart ist in einer denkmalgeschütz-  outet hat das Werk
       ten Altstadt wie Kempen der schlichte Star in der illustren Dach-  die Grafik-De-
       manege.                                                  signerin Heike
       Die Thomasstadt und ihre Ziegeltradition – ein Kapitel für sich,   Seidemann.
       nicht nur in KEMPEN ANDERS SEHEN. Dass es vor den Toren
       der Thomasstadt eine Sektion namens Ziegel-heide gibt, ist für die
       Wissenschaftlerin Ina Germes-Dohmen Indiz, dass sich auch die
       Kempener ihre Dachpfanne und ihren Mauerziegel am liebsten
       selbst gebrannt haben. Typisch Kempen!
       Im Resümee nach dem „achtsamen Spaziergang des Guckens
       mit der Nase nach oben“ ist die Dacharchitektur der Altstadt in
       weiten Teilen gelungen, stimmig und hochwertig. So jedenfalls
       lautet das Urteil von Ina Germes-Dohmen.
       Text + Fotos: Axel Küppers
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